Freitag, 26. Oktober 2012

Koloniales Kalkutta

Heute ist mein letzter Tag im Büro bevor morgen endlich der Urlaub los geht J Dementsprechend habe ich auch noch tausend Dinge zu tun…so wie die ganze letzte Zeit. Während meines Aufenthaltes in Kalkutta war ich insgesamt vielleicht zweimal mehr als zwei Stunden wach in meinem Hotelzimmer. Die restliche Zeit war ich immer unterwegs….(oder habe gegessen)…

Der sechste Inlandsflug in Indien Mumbai - Kalkutta

Die Zeit in Kalkutta hat mir richtig gut gefallen. Obwohl mir viele Kollegen von Kalkutta abgeraten haben, weil es so ungefähr das „dreckige Armenhaus“ Indiens ist. Aber ich fand die Stadt und die Leute toll. Es wirkt als wäre die Zeit stehen geblieben. Die Häuser, die Autos und vieles andere wirken als wäre es auch einer anderen Epoche. Das liegt zum Teil daran, dass dort eine kommunistische Partei über 30 Jahre an der Macht an. In anderen, moderneren Städten sind die meisten Häuser simple rechteckige Neubauten. Aber in Kalkutta sind es alte prunkvolle Kolonialhäuser und –paläste. Die bedingt durch die Witterung ein bisschen wie verzaubert aussehen. Die meisten Taxi sind wohl aus den 60er Jahren und teilweise gibt es dort Rikschas die von Hand gezogen werden.
Das Viktoria Memorial in Kalkutta
Mein Hotel war ein Golfclub im Süden der Stadt. Das war ein sehr krasser Kontrast. Auf den Straßen ist es laut und staubig, es stinkt, die Leute sind arm und wohnen in einer Art Hütte. Sobald man durch die Mauern des Golf Clubs geht ist man im Grünen…alles ist ruhig, Vögel zwitschern, Blumen blühen und die Gebäude sehen herrschaftlich aus. Das war echt komisch….aber die Inder scheinen gut damit klar zu kommen. Habe direkt beim ersten Frühstück ein paar „Bekannte“ gefunden. Das waren drei ca. 60-70 jährige Männer, die zwar indischer Herkunft sind, aber alle im Ausland leben. Sie wohnen in London, New Jersey und Einer in der Nähe von Frankfurt und sind alle in Kalkutta, um dort zu überwintern und Golf zu spielen. Aber fand die Gespräche mit meinen neuen Freunden oft ein Bisschen anstrengend…einer von denen hat mir sogar einen morgen einen Blumenstrauß gepflückt, das war lieb…aber auch sehr seltsam. Da ich in einem Erholungshotel war, wollte ich mir kurz vor der Abreise mal was gönnen. Hatte mir für abends eine Kopfmassage gebucht. Darunter hatte ich mir vorgestellt, dass mein Kopf eine halbe Stunde lang zärtlich massiert wird und ich danach ganz entspannt mit zwei Kollegen raus gehe. Das Spektakel der Massage fing damit an, dass ich mich bis auf die Unterhose ausziehen und auf einen Plastikgartenstuhl setzen musste. Danach wurde mir müffelndes Öl über den Kopf geschüttet und die Frau hat angefangen meinen Kopf sehr hart zu rubbeln!!! Keine Ahnung warum…Dann hat sie angefangen an meinen Haaren zu ziehen und nur noch zwischen durch fest zu rubbeln!!! Insgesamt war es von Anfang bis Ende unangenehm und dann sagt die Frau auch noch „you lost many hair, not good“. Ich hatte Kopfschmerzen, war mit stinkenden Öl und Haaren bedeckt und musste danach erst mal duschen ;-). Am nächsten Tag habe ich mir trotzdem noch eine Rückenmassage spendiert…diesmal war es eine andere Masseurin und total angenehm…
Mein Hotel "Tollygunge Club"
Die Arbeit im IMC Büro (das ist eine Niederlassung der DMT, die Dienstleistungen im Bereich Bergbauberatung anbietet) fand ich auch sehr spannend. Hier haben zwei Wochen gar nicht ausgereicht, um alles kennen zu lernen. Außerdem sind die meisten Mitarbeiter viel westlicher eingestellt und ich konnte daher viel mehr mit Ihnen anfangen. Die Dienstleistungen, die sie anbieten sind teuer und werden weltweit verkauft, d.h. die Mitarbeiter verdienen mehr und sind auch meist schon gereist. Das merkt man in deren Einstellung natürlich sofort. Auch wenn insgesamt auch in Kalkutta fast alle im Büro sehr religiös und traditionell waren. Und was ich ganz ungewohnt fand…hier wird auch samstags gearbeitet…bäh. Aber die Arbeitszeiten sind auch insgesamt ziemlich anders als in Deutschland. Angefangen wird immer um 9:30 Uhr und gearbeitet wird bis 17:30 Uhr beim TÜV NORD und bis 18:30 Uhr bei der IMC (auch samstags).Vorletzte Woche wurde ich von dem Geschäftsführer auf einen Termin nach Mumbai mitgenommen. Das war ziemlich spannend da ich dort auch DMT Kollegen aus England kennen gelernt habe (alle waren alt) und bei richtigen Geschäftsverhandlungen dabei war. Was mir persönlich natürlich viel besser gefallen hat, waren die Geschäftsessen in den richtig noblen Läden in Mumbai und die Getränke an der Hotelbar J
Ausflug während des Durga Pooja, dem wichtigsten Fest in Kalkutta
An dem Abend vor der Abreise aus Mumbai waren wir auch wieder etwas trinken und erst um zwei Uhr morgens am Zimmer. Als ich dann am nächsten Morgen meine Sachen zusammen gepackt habe, war ich total stolz, weil alles so schön gepackt war. Naja, das habe ich ja jetzt auch schon ungefähr 15 Mal gemacht. Der Koffer wirkte fast schon leer und alles ging ohne Probleme rein. Am Abend habe ich in ein anderes Hotel in Mumbai eingecheckt, weil ich am nächsten Tag ganz früh morgens nach Pune fahren sollte. Dort gab es die Einweihung des TÜV NORD Nahrungsmittellabors. Dafür waren neben vielen indischen TÜV NORD Angestellten auch der Vorstandsvorsitzende (der Chef aller Chefs), der Leiter der Konzernkommunikation usw., die wichtigsten Kunden und das indische Fernsehen und Zeitung nach Pune eingeladen worden. Als ich dann am nächsten Morgen meine schicken Klamotten anziehen wollte, stellte ich fest, dass ich eine ganze Menge davon im Hotel liegen gelassen hatte! Von wegen gut gepackt! Und dank weiterer Missverständnisse mit den Indern kam es dazu, dass ich den Vorstandsvorsitzenden in Jeans kennengelernt habe ;-)! War aber trotzdem ein super Tag auch wenn es echt anstrengend war. Bin morgens um fünf Uhr in Mumbai los gefahren und war abends um zwölf Uhr wieder in Kalkutta. Aber so ist das Jetset-leben eben J
Tagebau bei Kalkutta
Am nächsten Tag habe ich mit vier weiteren Arbeitskollegen aus Kalkutta einen Ausflug zu einem Kohletagebau gemacht! Leider hieß es wieder früh aufstehen und erst mal fünf Stunden Auto fahren bevor wir ankamen. Auch das war super spannend, erstens habe ich sowas noch nie gesehen und zweitens ist das in Indien immer krasser! Besonders hinsichtlich der Sicherheitsbedingungen war ich ein wenig schockiert…es schien nämlich fast keine zugegen oder sie wurden zumindest nicht so genau eingehalten. Im Abbaugebiet gab es ein paar kleine Feuer und man sah neben den schweren Maschinen überall Leute in Sandalen rum laufen, die die Kohle geklaut haben. Das sind arme Dorfbewohner, die kommen und mit ihren bloßen Händen die Kohle ausbuddeln und dann meist mit Fahrrädern in riesen Säcken zurück ins Dorf transportieren. Das ist natürlich super gefährlich für die selbst und dann aber auch für die Mitarbeiter des Tagebaus…denn manchmal graben, die Dorfbewohner so große Löcher, dass dadurch die ganze Stabilität im Abbaubereich gefährdet ist. Jaja, ich habe tatsächlich etwas gelernt ;-) Aber ein Atomkraftwerk würde ich mir in Indien nicht angucken....danach kann man nicht mehr ruhig schlafen...

Arbeiter-Inder...im Kohlewerk
Heute ist mein letzter Arbeitstag und meine Hände tun schon weh, weil ich so viele E-Mails und Texte geschrieben habe. Aber ok, einen Tag mal richtig arbeiten bevor man vier Wochen Urlaub hat…das geht in Ordnung
Ich hoffe, dass ich mich auch im Urlaub regelmäßig melden kann. Aber das klappt bestimmt. Wünsche allen einen weiterhin schönen Herbst in Deutschland!
Ganze liebe Grüße besonders an Oma und Opa,
Dani



Kollegiale Fürsorge

Eine Sache auf die ich mich im Urlaub richtig freue (neben Rainer und dem Urlaub an sich), ist es endlich unabhängig zu sein! Die indischen Kollegen waren alle super freundlich und haben sich sehr viel Mühe gegeben. Aber was mich in Mumbai schon genervt hat, wurde in Kalkutta noch viel schlimmer. In Mumbai musste auch die Leute im Büro anrufen, wenn ich nach einem Ausflug zuhause war oder ich durfte z.B. nicht allein in Stadt fahren. Aber immerhin durfte ich allein zur Arbeit kommen. In Pune wurde ich morgens im Büro sogar immer gefragt, ob ich auch gefrühstückt habe. Wer fragt einen in Deutschland denn ob man gefrühstückt hat? Niemand… Außerdem wurde ich von allen andauernd gefüttert...An sich ist das ja nicht schlecht...aber anstelle von einer Portion zu Mittag, musste ich immer von allen probieren was die bestellt haben usw. War alles super lecker und ich esse auch so gerne...aber in Verbindung mit dem nicht getriebenen Sport....kann das sehr gefährlich werden...

 
Prashant und ich in einer Touristen-Kutsche

Touristen-Kutsche mit fast verhungerten Pferden
Aber das ging auch noch alles ganz gut. In Kalkutta haben sich aber alle so viele Sorgen gemacht, als wenn ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt wäre. Ich wurde mich dem Auto vor dem Hotel abgesetzt und musste jeden Tag eine SMS schreiben, wenn ich im Hotelzimmer war!!! Den Golfclub durfte ich gar nicht verlassen und auch wenn ich nur spazieren gehen wollte, durfte ich das nicht, wenn es dunkel war. Zwei von den jungen Kollegen im Büro waren super nett und wir waren sogar drei Mal richtig feiern bis morgens. Die beiden sind recht westlich eingestellt und ich hatte eine sehr lustige Zeit mit denen. Jedes Wochenende waren wir abends was trinken (ein Bier = 8 Euro) und haben auch so nach der Arbeit etwas unternommen. Die beiden waren auch sehr fürsorglich, aber noch in einer nachvollziehbaren Art und Weise.

Rohit, Dani und Prashant in einer Kneipe
Einen Tag habe ich etwas mit einer jungen Kollegin unternommen und das war echt der Knaller! Die hat mich beim überqueren der Straße an die Hand genommen! Erstens sind wir beide 26 Jahre alt und zweitens war es eine Straßenecke mit Ampel! Und genau so ging der Tag weiter…ich durfte nicht hinter ihr laufen sondern neben ihr…andauernd wurde ich gefragt, ob alles ok ist, ob ich Scherzen habe….ob ich Probleme beim barfuß laufen im Tempel habe, ob ich in der Lage bin Metro zu fahren, ob ich schon was getrunken hab, ob ich schon was gegessen usw. Musste mich am Ende des Tages echt zusammen reißen nicht sauer zu sein, weil sie es ja eigentlich nur gut meint! Am Rückweg zum Hotel hat sie mich aber sogar noch zur Rezeption begleitet falls ich auf dem Weg vom Eingang zur Rezeption verloren gehe….als ich am Zimmer MUSSTE ich noch eine SMS schreiben und ich wollte eigentlich noch kurz an der Bar was zutrinken kaufen….Abends haben noch ein andere Kollege aus dem Büro und der zweite Geschäftsführer angerufen, um zu überprüfen, ob ich wirklich im Zimmer war! Ahhh!!!!
Da freue ich mich wieder auf Deutschland und die mehr anonyme und distanzierte Arbeitskultur! Juhu!

Priti und ich an einem Seitenfluss des Ganges

Sonntag, 7. Oktober 2012

Pune - Mumbai - Bangalore

Nach lange Zeit, gibt's nun mal wieder Neuigkeiten!

Vor zwei Wochen bin ich von Mumbai nach Pune gereist. Die drei stündige Zugfahrt durfte ich aber natürlich nicht selber absolvieren sondern eine Arbeitskollegen "musste" mitkommen. An die Fürsorge der Inder muss ich mich immer noch gewöhnen. Mein Hotel in Pune war super. Alles war schick, modern und eher luxuriös. Daher dauerte der Weg zum Hoteleingang auch immer länger: erst wurde mit einem riesen Spiegel unter das Auto geschaut, danach hat ein Hund im Auto nach Sprengstoff gesucht, dann musste ich durch einen Metalldetektor gehen, mein Körper wurde abgetastet und meine Tasche durchleuchtet und das jedes Mal, wenn ich ins Hotel kam!!! Dafür gab es auch einen Pool, Sauna etc. Aber ich war der einzige Mensch, der abends im Pool geschwommen ist und in der Sauna habe ich auch niemand anderes gesehen. Daher war die Woche in Pune ohne Kontakt zu Menschen außerhalb der Arbeit etwas einsam. Aber das reichhaltige Frühstücksbuffet hat das fast wieder weg gemacht ;-)

So ließ es sich ganz gut im Hotel aushalten!


Das Restaurant war nichts für mich....alle Schälchen wurden immer wieder aufgefüllt! Aber super lecker!

Das Büro in Pune ist ein nagelneues Gebäude mit allen möglichen High-Tech Instrumenten, da sie dort auch Lebensmittel testen. Aber das ist auch wieder typisch indisch...neues Gebäude, neue Möbel, alles auf den ersten Blick total schick und dann fehlt am Boden in einem Büro einfach mal ein 30x30cm großes Stück Teppichboden, oder Aufkleber sind noch auf den Scheiben, die Türen haben noch Folio usw....

Ausflug mit der Arbeitskollegin

Ganz viele Garnesh-Götter während des Ganpati-Fests

In der Woche in Pune gab es einen indischen Feiertag. Also hatte ich mich darauf gefreut einen Tag mal ganz zu entspannen...da habe ich aber nicht mit meinen Arbeitskollegen gerechnet. Die hatten den Feiertag sowie mein Wochenende schon mit zahlreichen Aktivitäten zu geplant. Das ist auch super nett, aber ich finde das immer sehr anstrengend. Da muss man den ganzen Tag mit jemand wild fremden verbringen und immer interessiert wirken...Immerhin konnte ich so aber die ganzen Festivitäten in der Stadt beobachten und am Wochenende war ich in einer Burgruine, in den Bergen. Dort bin ich mit zwei Arbeitskolleginnen ein wenig rum gewandert und wir haben viele traditionelle Gerichte gegessen. Außerdem waren wir noch in dem ältesten Tempel in Pune von dem man eine super Aussicht über einen großen Teil der Stadt hat.


Mein Lieblingsschild: "Rauchen, Alkohol und nicht-Vegetarische Gerichte strengstens verboten"

Frittierte Zwiebel-Bällchen...Mmh

Von Pune aus bin ich spontan wieder nach Mumbai gefahren, weil es dort eine Messe auf der TUV India einen Stand hatte. Die Messe war zum Thema Nahrungsmittel und daher durfte man auch ganz viele leckere Sachen probieren ;-) Draußen waren es bestimmt 35°C und in der Halle maximal 19°C. Weil mir so kalt war, musste ich ca. alle zwei Stunden einmal raus gehen, um mich wieder aufzuwärmen. Witzigerweise, war der größte Stand auf der Messe vom deutschen Bundesministerium für Landwirtschaft usw. mit vielen verschiedenen deutschen Firmen. Da habe am letzten Tag noch schön ein Glas Champagner abgesahnt. War auch ganz lustig zum ersten Mal wieder deutsch zu reden. Ansonsten stand ich hauptsächlich am TUV India Stand und hab in der Gegend rum gelächelt. Die Tage waren ziemlich stressig, weil ich meist von morgens bis abends auf der Messe war und danach mit verschiedenen Arbeitskollegen essen.

Auf dem Messestand

Abendessen (und ne Menge Bier) mit Arbeitskollegen
Von Mumbai aus bin ich letzte Woche Freitag direkt nach Bangalore geflogen. Hier ist das Klima wieder super angenehm, aber Auto fahren ist noch anstrengender als im Rest von Indien. Die Stadt ist das IT-Zentrum von Indien und ist in den letzten Jahren so schnell gewachsen, dass die Straßen und auch die Stromversorgung nicht ausreichend ausgebaut werden konnten. Das merkt man an jeder Ecke. Der Flughafen ist 30 km von der Stadt entfernt und mein Taxi hat dafür 2,5 Stunden gebraucht!!! Aber obwohl man immer und fast überall im Stau steht, sind die Inder nie schlecht gelaunt dadurch ;-)
Ganz normale Straßenszene in Bangalore

Zum Glück war hier gleichzeitig ein Arbeitskollege aus Deutschland, sogar aus Essen. So hatte ich nach fünf Wochen meinen ersten (richtigen) Gesprächspartner mit dem ich mich abends unterhalten und zusammen essen konnte. Wir haben uns richtig gut verstanden und so ging die Zeit hier in Bangalore super schnell vorbei. Wir haben viel geredet, Tischtennis und Carrom gespielt...naja, und ich lag vier Tage mit einer Erkältung im Bett! Jetzt bin ich wieder gesund und starte morgen früh um halb sieben nach Kalkutta.

Der Sommerpalast des letzten Maharatscha
Langsam zieht sich die Zeit ein wenig....Bin auch schon 50 Tage hier. Aber nur noch drei Wochen dann startet mein Urlaub....Nach der Zeit bin ich aber echt froh wieder nach Deutschland zu kommen, obwohl ich es hier ganz gut habe....ich muss ja auch gar noch nicht mals richtig arbeiten! Aber ich freue mich schon wieder einen Alltag zu haben und besonders auch wieder unter Leute zu kommen!

Heute war ich beim Friseur und bin nicht ganz zufrieden


Vielen Dank für die Kommentare! Da freue ich mich immer!

Liebste Grüße aus Bangalore,
Dani

Ich habe jetzt auch gelernt wie man den Sari anzieht/wickelt


Donnerstag, 27. September 2012

Alles im Lot

Liebe Leser meines Blogs,

ich lebe noch und alles ist in Ordnung. Leider hatte ich die letzten Wochen kein Internet mit meinem Laptop und war viel unterwegs. Am Dienstag bin ich von Pune wieder nach Mumbai gefahren und war hier auf einer Messe für Nahrungsmittel....(das war nicht gut für mich, weil man alles probieren durfte)! Jetzt bin ich noch kurz im Büro in Mumbai und fliege dann nach Bangalore. Die nächsten Neuigkeiten gibt es aber am Wochenende und diesmal wieder etwas ausführlicher.

Hier musste ich mich neben eine Ganesh (Indischer Gott) Figur stellen und posieren

Liebe Grüße nach Deutschland und der Familie wünsche ich heute eine super Sause auf Silke`s Geburtstagsfete! Schade, dass ich dabei bin! Ich wünsche euch ganz viel Spaß und ein paar feucht-fröhliche Stunden! Aber da muss ich mir bei meiner Familie bestimmt keine Sorgen machen!

Sonntag, 16. September 2012

Ein Tag indisches Familienleben

Gestern war auf jeden Fall ein super interessanter Tag an dem ich mich aber auch zu 99 Prozent unwohl gefühlt habe.
Im Zug ohne Tür
Einer meiner indischen Arbeitskollgen wurde Mitte der Woche von der Personalleiterin dazu verdonnert am Wochenende etwas mit mir zu unternehmen. Obwohl ich ihm mehrmals darauf aufmerksam gemacht habe, dass er das nicht muss, hat er darauf bestanden und mich gefragt was ich gerne sehen möchte. Da ich nun auch nicht wirklich absagen konnte, habe ich ihm gesagt, ich würde gerne etwas von Indien sehen, das man normalerweise als Tourist nicht sieht. Also haben wir uns gestern morgen getroffen und er hat mir erzählt, dass wir in sein Dorf fahren werden, um seine Familie kennen zu lernen. Die ein stündige Zugfahrt war schon interessant, da keine anderen Touristen aus Mumbai raus fahren. Als wir dann in dem Dorf angekommen sind, hat mein "Unwohlsein" begonnen. Ich wurde der 85-jährigen Urgroßmutter, zwei Tanten, zwei Onkel, verschiedenen Nichten und Neffen sowie der gesamten näheren Familie meines Arbeitskollegen vorgestellt. Überall gab es Kaffee und Kekse und es wurden Fotos gemacht. Bedingt dadurch, dass niemand außer meinem Arbeitskollegen englisch gesprochen hat, waren die Unterhaltungen etwas schleppend. Aber so richtig wollte auch niemand mit mir reden. Alle haben eher schüchtern in meine Richtung geblickt. Außer die drei Monate alte Tochter des Arbeitskollegen, die wurde mir direkt in den Arm gelegt. Juhu! Sowas hab ich ja soooooo gern! Zur Begrüßung wurde ich außerdem von der Mutter gesegnet und habe einen Punkt auf die Stirn bekommen. Dazu muss man dann noch ein Stück super süßen Kuchen essen :-)


Das Mini-Baby
 
Die 85-jährige Omi und das riesen Mädchen aus Deutschland
 Nach den ersten drei Stunden mit indischem Familienleben sind wir in eine Schule in dem Ort gefahren, damit ich auch diese einmal kennenlerne. Natürlich mussten wir uns da erstmal allen vorstellen. Angefangen bei dem Direktor für den Kindergarten, über den für die Vorschule bis zum Direktor für das College, haben wir bei allen kurz im Büro gesessen und uns vorgestellt. Wahlweise gab es Kaffee oder anderes indisches Essen. Danach haben wir eine Führung der Schule bekommen und ich durfte bei den Vorschulkindern in die Klassen gehen. Auch das war eine ziemlich unangenehme Situation...ich stand in der Mitte des Klassenraums alle Kinder haben mich angeschaut und die Lehrerin hat irgendwas auf Hindi über mich erklärt...dann durfte ich was zu den Kindern sagen und es wurden Fotos gemacht. Diese ganze Spektakel lief ganze vier Mal ab!!! Weil alle sich so über den Besuch aus Europa gefreut haben, wurden wir später zu einer Schulaufführung eingeladen!
Die Aufführung hatte das Motto "Traditionstag". Jeder Schüler der Oberstufe durfte sich so anziehen, wie man es traditionell in dem Bundesstaat tut aus dem seine Familie kommt. Dann wurden von den Schülern auf der Bühne ein paar Sätze in der jeweiligen Sprache gesprochen und kurz ein paar Details erzählt oder ein Lied gesungen. Mein Arbeitskollege und ich durften in der ersten Reihe sitzen und waren ein beliebtes Fotomotiv für die anwesenden Eltern. Da es insgesamt 28 Bundesstaaten in Indien gibt, konnten wir uns nicht alles anschauen. Als wir uns grade von den zahlreichen Direktoren verabschieden wollten, wurde mein Name auf der Bühne aufgerufen und ich sollte ein paar Worte sprechen!!! Juhu!!! Also habe ich mich auf die Bühne geschleppt und irgendwas über meinen Beruf erzählt und warum ich in Indien bin, das alle in der Schule sehr nett sind und das ich viel über Indien lernen konnte. Mein Arbeitskollege hat dann auch noch eine Rede darüber gehalten wie wichtig Schule im Leben ist usw...Das war alles so mega seltsam und eher irgendwie surreal! Meine erstes Wort ins Mikro war einfach nur "hello" und darauf haben 800 Schüler "hello" zurück gelaufen. Als wir fertig waren haben alle geklatscht, laut geschrien und gepfiffen. Echt einfach nur krass!!!
Das Publikum
Wieder zurück bei der Familie gab es ein oppulentes Mittagessen, welches extra zu meinem Besuch hergerichtet wurde. Da grad Stromausfall war, waren es auch in der Wohnung 35 Grad und mir lief der Schweiß (wie fast den ganzen Tag) einfach im Gesicht runter. In normaler indischer Manier saßen wir am Steinfussboden zum Essen. Obwohl ich recht gelenkig bin, tat mir nach fünf Minuten im Schneidersitz alles weh. Neben mir saß die 60-jährige Mutter schon seit mindestens einer halben Stunde ohne Probleme im Jogasitz!!! Außerdem habe ich auch wie immer versucht "indisch" zu essen, sprich nur mit der rechten Hand (ohne Besteck)....dabei dürfen dann auch meist meine Hose und mein Oberteil was von dem Essen sehen! War aber alles echt lecker und ich kann jetzt wirklich sagen, dass ich auch das scharfe indische Essen ohne Probleme vertrage. Als Abschiedsgeschenk habe ich von der Familie einen Sari bekommen, das traditionelle indische Wickelgewand. Mal sehen, wann ich den anziehen kann! Alle waren so mega nett, deswegen hab ich mich total schlecht gefühlt, weil ich keine Geschenke hatte und mich die ganze Zeit ein wenig unwohl gefühlt habe....Ich habe mich aber trotzdem ganz oft bedankt.
Sagars Eltern und ich
Danach waren wir noch kurz in einem Hindu-Tempel. Das war auch komisch, da da sonst auch keine Touristen rein kommen. Mein Arbeitskollge und ich sind dann noch auf seinem Motorrad eine Runde durch den Ort gefahren und dann bin ich mit dem Zug zurück in die Stadt. Übrigens falls man denkt hier in der Stadt halten die Leute die Verkehrregeln nicht gut ein....am Dorf gibt es gar keine. Da fährt man sogar einfach auf der Straßenseite, die gerade frei ist! Insgesamt war's echt ein interessanter Tag an dem ich super viele Einblicke bekommen habe...aber wir gesagt, es war einfach nur krass und teilweise seltsam, wie ein Äffchen im Zoo!
Sagars Familie, alle wohnen in der 3-Zimmer Wohnung (max. 55 qm)
Heute habe ich alle meine Sachen zusammen gepackt und morgen gehts weiter nach Pune (um 4:30 aufstehen). Meine Hotelrechnung musste ich in bar bezahlen, da meine Kreditkarte hier nicht akzeptiert wurde. Die Rechnung betrug 85000 Rupien....beim ersten Geldautomaten habe ich auf einmal ein Maximum von 4000 Rupien abheben können....!!! Nachdem sich vor der Tür dann irgendwann eine Schlange von bösen Indern gebildet hat, bin ich zum nächsten Geldautomaten weiter gezogen. Da gab es immerhin mehr Geld. Fazit: vier Geldautomaten besucht, einen leer gemacht und ingesamt 14 einzelne Male Geld abgehoben! Da der größte Geldschein ein 500er war...hatte ich eine ganze Handtasche voller Scheine!!!
Meine Lieblingsschreibweise meine Namens auf einer der Rechnung ist übrigens "Dsnlia Kuttwinhed". ""Densla Kattined" gefiel mir auch ganz gut.  Bemerke: Eigentlich war es eine Abschrift meiner Visitenkarte ;-)

Da ich jetzt eine indische Telefonnummer habe, bin ich momentan nur noch über diese erreichbar (0091 9892722983).

Liebste Grüße,
Dani

P.S. Ich freue mich immer sehr über die lieben Kommentare!!!

Sonntag, 9. September 2012

Monsunzeit olé!

Diese Woche habe ich die Monsunregen einmal richtig kennen gelernt. Am Dienstag hatten wir einen Termin in der Innenstadt in Mumbai und wir sind mit dem Zug hingefahren. Falls man in Deutschland jemals denkt, dass ein Zug voll ist, ist das gar nichts im Vergleich zu den Zügen hier. In und um Mumbai herum leben ungefähr 25 Mio. Leute und rund ein Drittel davon fährt morgens von außerhalb mit dem Zug in die Stadt! Obwohl die Züge ca. alle drei Minuten fahren, sind alle Wagons bis unter die Decke voll gequetscht. Die Türen gehen schon lange nich mehr zu und die Menschen hängen wie eine Art Wölbung aus den Türen. Ziemlich krass zu sehen. Wir sind extra erst um zehn los gefahren als der größte Ansturm vorbei war und hatten erste Klasse Tickets. Aber trotzdem wird geschubst, gedrängelt und gekämpft, um in den Zug zu kommen. Nach den Terminen mit den beiden Arbeitskolleginnen sind wir zusammen nett Essen gegangen und noch ein wenig durch die Stadt gelaufen.

Asha und Neelam
Leider hat es den ganzen Tag ununterbrochen in Strömen geregnet und daher konnte man nicht so angenehm durch die Stadt bummeln. Am Rückweg haben wir und also für ein Taxi entschieden, da die Züge bei dem starken Regen nicht mehr regelmäßig fahren.


Viele Taxis wollten bei dem Wetter nicht soweit raus fahren also mussten wir nehmen was kam. Das Taxi, das uns letzendlich eingeladen hat, wäre eher was für ein Museum gewesen, gefühlt Baujahr 1960. Es gab weder Scheibenwischer (super bei Monsunregen) noch Spiegel, Anschnallgurte oder sonstigen Schnickschnack und die Decke war so tief, dass selbst ich nicht aufrecht sitzen konnte :-)

Noch vor den Überschwemmungen
Insgesamt haben wir für die Strecke von 20km genau 5 Std. gebraucht. Nach ca. zwei Stunden Fahrt hat sich der Fahrer geweigert noch weiter zu fahren, da immer mehr Wasser auf den Straßen war und er Angst hatte, dass das Taxi irgendwann stehen bleibt. Also wurden wir rausgeschmissen und sind ein paar Meter durch die knietiefe Brühe gelaufen. Es fuhren weder Busse, Rikschas noch Taxis und das alles im strömenden Regen. Zum Glück hat irgendwann ein Autofahrer angehalten und uns mitgenommen. Die Inder sind halt doch sehr freundlich und hilfsbereit. Ich bin noch kurz zu einer Arbeitskollegin nach hause mit gegangen damit diese mich letzendlich zusammen mit ihrem Mann nach hause fahren konnte. Beim Aussteigen hat sie mir dann hinterher gerufen, dass ich sofort gründlich duschen sollte, da das Wasser durch das wir gelaufen sind neben Müll auch mit Fekalien voll war! Juhu!!!

Diesen Freitag habe ich zusammen mit einer anderen Arbeitskollegin, ihrem Sohn und weiteren Freunden das Nachtleben in Mumbai kennen gelernt. Zu erst waren wir in einer Bar (so wie das B1 oder das Sachs) zu der auch extra wegen mir die beiden anderen Kolleginnen Neelam und Asha mitgekommen sind, obwohl diese nie in Kneipen gehen, keine Alkohol trinken und sehr gläubich sind. Das fand ich echt super lieb. Danach war ich mit den anderen noch in einem Klub....der leider nicht ganz meine Musik (Techno, Elektro oder was auch immer) gespielt hat...aber das wollte ich nicht sagen, weil sich alle so viel Mühe gegeben haben! Am nächsten Tag hatte ich dann auch meinen ersten Kater hier ;-)

Neelam, Irgendwer, Lina, Asha, ich (v.l.n.r.)
Das restliche Wochenende war sehr ruhig und eher durch Entspannung gekennzeichnet...leider funktioniert das Internet immer noch eher selten...deswegen hab ich mich ein wenig mit dem indischen Fernsehen angefreundet...es gibt sogar vier komplett Englisch sprachige Sender. Heute war ich in dem größten Einkaufszentrum in Mumbai und eins der größten Indiens. Alles war super schick und hätte genau so auch in Deutschland stehen können (auch von den Preisen her). Ich fand es nur absurd, dass es draußen 35°C sind und drinnen konnte man Schlittschuhlaufen :-)

Eisfläsche im Einkaufszentrum
Jetzt warte ich noch auf mein wie immer leckeres Abendessen und wüsche alle einen wundervollen Sonntag Abend!

Donnerstag, 6. September 2012

Internetlos

Die letzten paar Tage gab es leider kein Internet in der Wohnung, deshalb konnte ich mich auch nicht bei der Außenwelt melden. Ich hoffe, dass das Problem heute behoben wird, weil ich nicht ganz weiß, wie ich ein ganzes Wochenende ohne Internet überstehen soll!

Hier regnet's im Moment fast den ganzen Tag, da kann man sich nur mäßig gut an der frischen Luft aufhalten. Lesen darf ich auch nicht mehr so viel, weil ich für die ganze Zeit (nur) drei Bücher mit habe und eins schon fertig ist.

Mmh...da hoffe ich einfach, dass das Modem (oder was auch immer) heute repariert wird!

Liebste Grüße,
Dani

P.S. Was würde der Elektriker wohl dazu sagen?

Decke im Hausflur mit Kabeln und Wasserschaden