Freitag, 26. Oktober 2012

Koloniales Kalkutta

Heute ist mein letzter Tag im Büro bevor morgen endlich der Urlaub los geht J Dementsprechend habe ich auch noch tausend Dinge zu tun…so wie die ganze letzte Zeit. Während meines Aufenthaltes in Kalkutta war ich insgesamt vielleicht zweimal mehr als zwei Stunden wach in meinem Hotelzimmer. Die restliche Zeit war ich immer unterwegs….(oder habe gegessen)…

Der sechste Inlandsflug in Indien Mumbai - Kalkutta

Die Zeit in Kalkutta hat mir richtig gut gefallen. Obwohl mir viele Kollegen von Kalkutta abgeraten haben, weil es so ungefähr das „dreckige Armenhaus“ Indiens ist. Aber ich fand die Stadt und die Leute toll. Es wirkt als wäre die Zeit stehen geblieben. Die Häuser, die Autos und vieles andere wirken als wäre es auch einer anderen Epoche. Das liegt zum Teil daran, dass dort eine kommunistische Partei über 30 Jahre an der Macht an. In anderen, moderneren Städten sind die meisten Häuser simple rechteckige Neubauten. Aber in Kalkutta sind es alte prunkvolle Kolonialhäuser und –paläste. Die bedingt durch die Witterung ein bisschen wie verzaubert aussehen. Die meisten Taxi sind wohl aus den 60er Jahren und teilweise gibt es dort Rikschas die von Hand gezogen werden.
Das Viktoria Memorial in Kalkutta
Mein Hotel war ein Golfclub im Süden der Stadt. Das war ein sehr krasser Kontrast. Auf den Straßen ist es laut und staubig, es stinkt, die Leute sind arm und wohnen in einer Art Hütte. Sobald man durch die Mauern des Golf Clubs geht ist man im Grünen…alles ist ruhig, Vögel zwitschern, Blumen blühen und die Gebäude sehen herrschaftlich aus. Das war echt komisch….aber die Inder scheinen gut damit klar zu kommen. Habe direkt beim ersten Frühstück ein paar „Bekannte“ gefunden. Das waren drei ca. 60-70 jährige Männer, die zwar indischer Herkunft sind, aber alle im Ausland leben. Sie wohnen in London, New Jersey und Einer in der Nähe von Frankfurt und sind alle in Kalkutta, um dort zu überwintern und Golf zu spielen. Aber fand die Gespräche mit meinen neuen Freunden oft ein Bisschen anstrengend…einer von denen hat mir sogar einen morgen einen Blumenstrauß gepflückt, das war lieb…aber auch sehr seltsam. Da ich in einem Erholungshotel war, wollte ich mir kurz vor der Abreise mal was gönnen. Hatte mir für abends eine Kopfmassage gebucht. Darunter hatte ich mir vorgestellt, dass mein Kopf eine halbe Stunde lang zärtlich massiert wird und ich danach ganz entspannt mit zwei Kollegen raus gehe. Das Spektakel der Massage fing damit an, dass ich mich bis auf die Unterhose ausziehen und auf einen Plastikgartenstuhl setzen musste. Danach wurde mir müffelndes Öl über den Kopf geschüttet und die Frau hat angefangen meinen Kopf sehr hart zu rubbeln!!! Keine Ahnung warum…Dann hat sie angefangen an meinen Haaren zu ziehen und nur noch zwischen durch fest zu rubbeln!!! Insgesamt war es von Anfang bis Ende unangenehm und dann sagt die Frau auch noch „you lost many hair, not good“. Ich hatte Kopfschmerzen, war mit stinkenden Öl und Haaren bedeckt und musste danach erst mal duschen ;-). Am nächsten Tag habe ich mir trotzdem noch eine Rückenmassage spendiert…diesmal war es eine andere Masseurin und total angenehm…
Mein Hotel "Tollygunge Club"
Die Arbeit im IMC Büro (das ist eine Niederlassung der DMT, die Dienstleistungen im Bereich Bergbauberatung anbietet) fand ich auch sehr spannend. Hier haben zwei Wochen gar nicht ausgereicht, um alles kennen zu lernen. Außerdem sind die meisten Mitarbeiter viel westlicher eingestellt und ich konnte daher viel mehr mit Ihnen anfangen. Die Dienstleistungen, die sie anbieten sind teuer und werden weltweit verkauft, d.h. die Mitarbeiter verdienen mehr und sind auch meist schon gereist. Das merkt man in deren Einstellung natürlich sofort. Auch wenn insgesamt auch in Kalkutta fast alle im Büro sehr religiös und traditionell waren. Und was ich ganz ungewohnt fand…hier wird auch samstags gearbeitet…bäh. Aber die Arbeitszeiten sind auch insgesamt ziemlich anders als in Deutschland. Angefangen wird immer um 9:30 Uhr und gearbeitet wird bis 17:30 Uhr beim TÜV NORD und bis 18:30 Uhr bei der IMC (auch samstags).Vorletzte Woche wurde ich von dem Geschäftsführer auf einen Termin nach Mumbai mitgenommen. Das war ziemlich spannend da ich dort auch DMT Kollegen aus England kennen gelernt habe (alle waren alt) und bei richtigen Geschäftsverhandlungen dabei war. Was mir persönlich natürlich viel besser gefallen hat, waren die Geschäftsessen in den richtig noblen Läden in Mumbai und die Getränke an der Hotelbar J
Ausflug während des Durga Pooja, dem wichtigsten Fest in Kalkutta
An dem Abend vor der Abreise aus Mumbai waren wir auch wieder etwas trinken und erst um zwei Uhr morgens am Zimmer. Als ich dann am nächsten Morgen meine Sachen zusammen gepackt habe, war ich total stolz, weil alles so schön gepackt war. Naja, das habe ich ja jetzt auch schon ungefähr 15 Mal gemacht. Der Koffer wirkte fast schon leer und alles ging ohne Probleme rein. Am Abend habe ich in ein anderes Hotel in Mumbai eingecheckt, weil ich am nächsten Tag ganz früh morgens nach Pune fahren sollte. Dort gab es die Einweihung des TÜV NORD Nahrungsmittellabors. Dafür waren neben vielen indischen TÜV NORD Angestellten auch der Vorstandsvorsitzende (der Chef aller Chefs), der Leiter der Konzernkommunikation usw., die wichtigsten Kunden und das indische Fernsehen und Zeitung nach Pune eingeladen worden. Als ich dann am nächsten Morgen meine schicken Klamotten anziehen wollte, stellte ich fest, dass ich eine ganze Menge davon im Hotel liegen gelassen hatte! Von wegen gut gepackt! Und dank weiterer Missverständnisse mit den Indern kam es dazu, dass ich den Vorstandsvorsitzenden in Jeans kennengelernt habe ;-)! War aber trotzdem ein super Tag auch wenn es echt anstrengend war. Bin morgens um fünf Uhr in Mumbai los gefahren und war abends um zwölf Uhr wieder in Kalkutta. Aber so ist das Jetset-leben eben J
Tagebau bei Kalkutta
Am nächsten Tag habe ich mit vier weiteren Arbeitskollegen aus Kalkutta einen Ausflug zu einem Kohletagebau gemacht! Leider hieß es wieder früh aufstehen und erst mal fünf Stunden Auto fahren bevor wir ankamen. Auch das war super spannend, erstens habe ich sowas noch nie gesehen und zweitens ist das in Indien immer krasser! Besonders hinsichtlich der Sicherheitsbedingungen war ich ein wenig schockiert…es schien nämlich fast keine zugegen oder sie wurden zumindest nicht so genau eingehalten. Im Abbaugebiet gab es ein paar kleine Feuer und man sah neben den schweren Maschinen überall Leute in Sandalen rum laufen, die die Kohle geklaut haben. Das sind arme Dorfbewohner, die kommen und mit ihren bloßen Händen die Kohle ausbuddeln und dann meist mit Fahrrädern in riesen Säcken zurück ins Dorf transportieren. Das ist natürlich super gefährlich für die selbst und dann aber auch für die Mitarbeiter des Tagebaus…denn manchmal graben, die Dorfbewohner so große Löcher, dass dadurch die ganze Stabilität im Abbaubereich gefährdet ist. Jaja, ich habe tatsächlich etwas gelernt ;-) Aber ein Atomkraftwerk würde ich mir in Indien nicht angucken....danach kann man nicht mehr ruhig schlafen...

Arbeiter-Inder...im Kohlewerk
Heute ist mein letzter Arbeitstag und meine Hände tun schon weh, weil ich so viele E-Mails und Texte geschrieben habe. Aber ok, einen Tag mal richtig arbeiten bevor man vier Wochen Urlaub hat…das geht in Ordnung
Ich hoffe, dass ich mich auch im Urlaub regelmäßig melden kann. Aber das klappt bestimmt. Wünsche allen einen weiterhin schönen Herbst in Deutschland!
Ganze liebe Grüße besonders an Oma und Opa,
Dani



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