Gestern war auf jeden Fall ein super interessanter Tag an dem ich mich aber auch zu 99 Prozent unwohl gefühlt habe.
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Im Zug ohne Tür |
Einer meiner indischen Arbeitskollgen wurde Mitte der Woche von der Personalleiterin dazu verdonnert am Wochenende etwas mit mir zu unternehmen. Obwohl ich ihm mehrmals darauf aufmerksam gemacht habe, dass er das nicht muss, hat er darauf bestanden und mich gefragt was ich gerne sehen möchte. Da ich nun auch nicht wirklich absagen konnte, habe ich ihm gesagt, ich würde gerne etwas von Indien sehen, das man normalerweise als Tourist nicht sieht. Also haben wir uns gestern morgen getroffen und er hat mir erzählt, dass wir in sein Dorf fahren werden, um seine Familie kennen zu lernen. Die ein stündige Zugfahrt war schon interessant, da keine anderen Touristen aus Mumbai raus fahren. Als wir dann in dem Dorf angekommen sind, hat mein "Unwohlsein" begonnen. Ich wurde der 85-jährigen Urgroßmutter, zwei Tanten, zwei Onkel, verschiedenen Nichten und Neffen sowie der gesamten näheren Familie meines Arbeitskollegen vorgestellt. Überall gab es Kaffee und Kekse und es wurden Fotos gemacht. Bedingt dadurch, dass niemand außer meinem Arbeitskollegen englisch gesprochen hat, waren die Unterhaltungen etwas schleppend. Aber so richtig wollte auch niemand mit mir reden. Alle haben eher schüchtern in meine Richtung geblickt. Außer die drei Monate alte Tochter des Arbeitskollegen, die wurde mir direkt in den Arm gelegt. Juhu! Sowas hab ich ja soooooo gern! Zur Begrüßung wurde ich außerdem von der Mutter gesegnet und habe einen Punkt auf die Stirn bekommen. Dazu muss man dann noch ein Stück super süßen Kuchen essen :-)
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Das Mini-Baby |
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Die 85-jährige Omi und das riesen Mädchen aus Deutschland |
Nach den ersten drei Stunden mit indischem Familienleben sind wir in eine Schule in dem Ort gefahren, damit ich auch diese einmal kennenlerne. Natürlich mussten wir uns da erstmal allen vorstellen. Angefangen bei dem Direktor für den Kindergarten, über den für die Vorschule bis zum Direktor für das College, haben wir bei allen kurz im Büro gesessen und uns vorgestellt. Wahlweise gab es Kaffee oder anderes indisches Essen. Danach haben wir eine Führung der Schule bekommen und ich durfte bei den Vorschulkindern in die Klassen gehen. Auch das war eine ziemlich unangenehme Situation...ich stand in der Mitte des Klassenraums alle Kinder haben mich angeschaut und die Lehrerin hat irgendwas auf Hindi über mich erklärt...dann durfte ich was zu den Kindern sagen und es wurden Fotos gemacht. Diese ganze Spektakel lief ganze vier Mal ab!!! Weil alle sich so über den Besuch aus Europa gefreut haben, wurden wir später zu einer Schulaufführung eingeladen!
Die Aufführung hatte das Motto "Traditionstag". Jeder Schüler der Oberstufe durfte sich so anziehen, wie man es traditionell in dem Bundesstaat tut aus dem seine Familie kommt. Dann wurden von den Schülern auf der Bühne ein paar Sätze in der jeweiligen Sprache gesprochen und kurz ein paar Details erzählt oder ein Lied gesungen. Mein Arbeitskollege und ich durften in der ersten Reihe sitzen und waren ein beliebtes Fotomotiv für die anwesenden Eltern. Da es insgesamt 28 Bundesstaaten in Indien gibt, konnten wir uns nicht alles anschauen. Als wir uns grade von den zahlreichen Direktoren verabschieden wollten, wurde mein Name auf der Bühne aufgerufen und ich sollte ein paar Worte sprechen!!! Juhu!!! Also habe ich mich auf die Bühne geschleppt und irgendwas über meinen Beruf erzählt und warum ich in Indien bin, das alle in der Schule sehr nett sind und das ich viel über Indien lernen konnte. Mein Arbeitskollege hat dann auch noch eine Rede darüber gehalten wie wichtig Schule im Leben ist usw...Das war alles so mega seltsam und eher irgendwie surreal! Meine erstes Wort ins Mikro war einfach nur "hello" und darauf haben 800 Schüler "hello" zurück gelaufen. Als wir fertig waren haben alle geklatscht, laut geschrien und gepfiffen. Echt einfach nur krass!!!
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Das Publikum |
Wieder zurück bei der Familie gab es ein oppulentes Mittagessen, welches extra zu meinem Besuch hergerichtet wurde. Da grad Stromausfall war, waren es auch in der Wohnung 35 Grad und mir lief der Schweiß (wie fast den ganzen Tag) einfach im Gesicht runter. In normaler indischer Manier saßen wir am Steinfussboden zum Essen. Obwohl ich recht gelenkig bin, tat mir nach fünf Minuten im Schneidersitz alles weh. Neben mir saß die 60-jährige Mutter schon seit mindestens einer halben Stunde ohne Probleme im Jogasitz!!! Außerdem habe ich auch wie immer versucht "indisch" zu essen, sprich nur mit der rechten Hand (ohne Besteck)....dabei dürfen dann auch meist meine Hose und mein Oberteil was von dem Essen sehen! War aber alles echt lecker und ich kann jetzt wirklich sagen, dass ich auch das scharfe indische Essen ohne Probleme vertrage. Als Abschiedsgeschenk habe ich von der Familie einen Sari bekommen, das traditionelle indische Wickelgewand. Mal sehen, wann ich den anziehen kann! Alle waren so mega nett, deswegen hab ich mich total schlecht gefühlt, weil ich keine Geschenke hatte und mich die ganze Zeit ein wenig unwohl gefühlt habe....Ich habe mich aber trotzdem ganz oft bedankt.
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Sagars Eltern und ich |
Danach waren wir noch kurz in einem Hindu-Tempel. Das war auch komisch, da da sonst auch keine Touristen rein kommen. Mein Arbeitskollge und ich sind dann noch auf seinem Motorrad eine Runde durch den Ort gefahren und dann bin ich mit dem Zug zurück in die Stadt. Übrigens falls man denkt hier in der Stadt halten die Leute die Verkehrregeln nicht gut ein....am Dorf gibt es gar keine. Da fährt man sogar einfach auf der Straßenseite, die gerade frei ist! Insgesamt war's echt ein interessanter Tag an dem ich super viele Einblicke bekommen habe...aber wir gesagt, es war einfach nur krass und teilweise seltsam, wie ein Äffchen im Zoo!
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Sagars Familie, alle wohnen in der 3-Zimmer Wohnung (max. 55 qm) |
Heute habe ich alle meine Sachen zusammen gepackt und morgen gehts weiter nach Pune (um 4:30 aufstehen). Meine Hotelrechnung musste ich in bar bezahlen, da meine Kreditkarte hier nicht akzeptiert wurde. Die Rechnung betrug 85000 Rupien....beim ersten Geldautomaten habe ich auf einmal ein Maximum von 4000 Rupien abheben können....!!! Nachdem sich vor der Tür dann irgendwann eine Schlange von bösen Indern gebildet hat, bin ich zum nächsten Geldautomaten weiter gezogen. Da gab es immerhin mehr Geld. Fazit: vier Geldautomaten besucht, einen leer gemacht und ingesamt 14 einzelne Male Geld abgehoben! Da der größte Geldschein ein 500er war...hatte ich eine ganze Handtasche voller Scheine!!!
Meine Lieblingsschreibweise meine Namens auf einer der Rechnung ist übrigens "Dsnlia Kuttwinhed". ""Densla Kattined" gefiel mir auch ganz gut. Bemerke: Eigentlich war es eine Abschrift meiner Visitenkarte ;-)
Da ich jetzt eine indische Telefonnummer habe, bin ich momentan nur noch über diese erreichbar (0091 9892722983).
Liebste Grüße,
Dani
P.S. Ich freue mich immer sehr über die lieben Kommentare!!!